Ein kleines Insekt nützt Rosskastanie als Wirtspflanze. Nachfolgend eine Kurzinfo von Förster Franz Haller
Anfang der achtziger Jahre wurde die bis dato noch unbeschriebene Miniermotte am Ohridsee in Mazedonien entdeckt. Ihre tatsächliche Herkunft ist noch nicht geklärt. 1989 kam sie nach Österreich. Die Kastanienminiermotte ist etwa 5 mm groß. Die Eier werden auf die Blattoberseite gelegt. Die geschlüpften Larven bohren sich in das Blatt ein und fressen im Blattinneren. Nach der Verpuppung der Larven schlüpfen die Schmetterlinge. Die Motte bildet in unseren Breiten drei Generationen pro Jahr aus. Die Wirtspflanze der Kastanienminiermotte ist die weiß blühende Rosskastanie (Aesculus hippocastanum). Bei starkem Befall setzt der Laubfall schon im August ein, was einen Zuwachsverlust und bei Einzelbäumen ein wiederholtes Austreiben zur Folge hat. Die Rosskastanienbestände sind durch die Kastanienminiermotte jedoch keinesfalls vom Aussterben bedroht. Dennoch ist die andauernde Stresssituation vor allem in den Städten eine ernstzunehmende Gefährdung. Geringer Befall wurde auf der rot blühenden Kastanie (Aesculus carnea) und am Bergahorn beobachtet.
Zu ihren natürlichen Feinden zählen vor allem parasitische Schlupfwespen. Die festgestellte niedrige Parasitisierung hängt vermutlich damit zusammen, dass die Kastanienminiermotte bei uns nicht heimisch ist und sich die natürlichen Feinde noch nicht auf den Einwanderer eingestellt haben. Meisen und Spatzen haben bereits gelernt, die Blätter aufzupicken und die Larven zu fressen.
Gegenmaßnahmen
Da die Motten im Puppenstadium in den Blättern überwintern, ist das Laub zu entfernen und sachgemäß zu kompostieren, damit die Überwinterungsstadien im Laub zu 100 % vernichtet werden. Der Komposthaufen soll möglichst groß und mit Erde abgedeckt sein, damit die hohe Temperatur während der Rotte die Puppen der Motte abtötet. Eine Verbrennung des Laubes ist nicht ohne weiteres gestattet und vor allem aus Umweltschutzgründen abzulehnen.
Das Spritzen mit Häutungshemmern Dimilin und Alsystin wirkt lokal kurzfristig zwar gut, kann aber keine flächendeckende Kontrolle des Schädlings erreichen, da es ausgeschlossen ist, alle Rosskastanien lückenlos mit dem Gift zu behandeln. Wird das Spritzen jedoch unterbrochen, kommt es sofort zum Neubefall. Zudem wird das Aufbauen natürlicher Feindpopulationen verhindert. Negative Folgen konnten bei Wasserorganismen (z. B. Wasserflöhe) festgestellt werden. Darum muss ein ausreichender Abstand (100 m) zu Gewässern eingehalten werden. Schließlich und endlich ist die chemische Behandlung ein entsprechender Kostenfaktor.
Ziel biologischer Kontrollmaßnahmen ist eine Wiederherstellung des natürlichen Gleichgewichtes mit Hilfe von natürlichen Feinden der Kastanienminiermotte. Bis jetzt konnten 17 Arten festgestellt werden, die die Motte parasitisieren. In Österreich und in den Nachbarländern wird intensiv an biologischen Kontrollmaßnahmen gearbeitet.
Im Gemeindegebiet von Korneuburg wird dieses Jahr auf eine chemische Bekämpfung der Miniermotte verzichtet. Durch kombinierte Maßnahmen –
- Entfernung des Falllaubes
- gute Wasser- und Nährstoffversorgung
- Neupflanzung von Alleen mit verschiedenen Baumarten sowie Pflanzung der wenig anfälligen rot blühenden Kastanie
- sachgemäßer Schnitt der Bäume und
- Vogelschutz durch Anbringen von Nisthilfen - soll die Vitalität der Rosskastanien gestärkt werden.
Literaturhinweis: DI Bernhard Mang