Rathaus

Rathaus


Das Rathaus ist das markanteste Gebäude im Zentrum der Stadt. Es wurde in den Jahren 1894/95 nach den Plänen des Architekten Max Kropf im neugotischen, am Burgenbau orientierten Stil errichtet. In den Neubau integriert wurde der mittelalterliche Stadtturm aus dem 15. Jahrhundert, der das Rathaus in ganz besonderer Weise zu einer „Burg des Bürgertums“ (Max Kropf) macht.

Treibende Kraft des Bauvorhabens war Bürgermeister Franz Schaumann, der mit einem „würdigen Stadthaus“ ein jahrzehntelang bestehendes Provisorium beenden wollte. In den 1850er-Jahren war aufgrund der Trennung von Verwaltung und Gerichtsbarkeit anstelle des alten Rathauses an der Ecke Hauptplatz/Wiener Straße das Kreisgerichtsgebäude (heute Karree) errichtet worden. Die Stadtverwaltung war seither im Langhaus untergebracht, das daher auch „altes Stadthaus“ genannt wurde (gegenüber dem Rathauseingang). 

Mit der Wahl des Standorts beim Stadtturm sowie dessen baulicher Einbeziehung entschied sich die Gemeinde 1893 für eine solitäre, den Hauptplatz dominierende Positionierung des Neubaus, die Ausdruck des bürgerlichen Selbstbewusstseins der Stadt war. Nach einem Architektenwettbewerb erhielt Max Kropf den Auftrag und 1894 wurde mit den Bauarbeiten begonnen. Zu den ersten Baumaßnahmen gehörte der Abbruch des Kirchenschiffs der ehemaligen Nikolaikirche am Platz, über deren Chor der Stadtturm errichtet worden war. Diese um 1200 erbaute älteste Kirche der Stadt diente seit ihrer Profanierung Ende des 18. Jahrhunderts (1786) vor allem als Depot. 

Der Bau ging zügig voran und wurde schon im Folgejahr fertiggestellt, Ende 1895 konnten bereits die Amtsräumlichkeiten bezogen werden. Am 15. Februar 1896 wurde die Setzung des Schlusssteins feierlich begangen. Die Baukosten von etwa 250.000 Gulden überschritten allerdings die ursprüngliche Kostenschätzung um mehr als das Doppelte. Wichtigster Finanzier war die Sparkasse. Sie beteiligte sich mit einer Spende von 75.000 Gulden gegen das Recht der mietfreien Nutzung von Räumlichkeiten und finanzierte die restlichen Kosten mit einem Kredit.

Das Bauwerk ist durch Balkone, Erker und Giebel reich gegliedert, die Fassade mit zahlreichen Wappen, darunter der habsburgischen Kronländer, gestaltet. Die Hauptfassade schmücken die beiden von dem Bildhauer Emanuel Pendl geschaffenen Standbilder König Albrechts I. – unter ihm wurde Korneuburg um 1298 von Klosterneuburg getrennt und eine selbstständige, mit Mauer und Graben befestigte Stadt – und Kaiser Franz Josephs I. Die feierliche Enthüllung fand am 28. Juni 1895 in Anwesenheit Kaiser Franz Josephs statt. Über dem Rathauseingang verewigte sich der Architekt in mittelalterlicher Steinmetz-Tradition mit einer Büste. Im ebenfalls neugotisch gestalteten Innenbereich erinnert die Wappendecke des Stiegenhauses an verdienstvolle Männer der Stadt (Bürgermeister, Stadtrichter, Ratsherren und Stadtschreiber) aus der Zeit des Mittelalters und der frühen Neuzeit. Zwei Büsten sind Bürgermeister Franz Schaumann gewidmet. Der große holzgetäfelte Sitzungssaal ist aufgrund seines feierlichen Ambientes bis heute ein beliebter Veranstaltungsort für Empfänge, Vorträge und Musikabende.

Von 1985 bis 2013 wurde das Rathaus in mehreren Phasen mit dem Ziel restauriert, die historische Gesamtwirkung des unter Denkmalschutz stehenden Ensembles im Außen- und Innenbereich zu erhalten.