Liebe Korneuburgerinnen, liebe Korneuburger!
Erlauben Sie mir ein paar persönliche Bemerkungen:
Die Tage im Zuge des Hochwasser in Gummistiefeln zählten ohne Zweifel zu den emotional aufwühlendsten Tagen in meiner Zeit als Bürgermeister.
Es waren nicht die kurzen Nächte und die langen Tage, die mich bewegt haben. Es waren nicht die vielen Gespräche und Telefonate, die aufgewühlt haben. Es war der Respekt gegenüber der Natur, der mich bewegt hat.
Im Nachhinein wissen wir: Jede Entscheidung, die wir gemeinsam mit allen verantwortlichen Einsatzkräften getroffen haben, war richtig. Die Erleichterung dazu ist heute groß. Genauso groß wie die Gewissheit, der Natur gegenüber machtlos zu sein. Wir haben Dämme errichtet, neuralgische Punkte entschärft, Menschen evakuiert. Wir haben alles getan, was menschenmöglich und technisch umsetzbar ist. Aber wir sind gegenüber den Fluten machtlos!
Jeder, der gesehen hat, welche Kraft die Strömung hat;
Jeder, der gesehen hat, wie sich die Donau seinen Weg sucht;
Jeder, der gesehen hat, welchen Schaden das Wasser anrichten kann;
Jeder, der das gesehen hat, weiß: Wir können die Natur nicht bändigen.
Waren es gestern die Fluten des Hochwassers, die Murenabgänge in anderen Regionen des Landes, die Lawinen, die jeden Winter Menschen in den Tod reißen, die unerbittliche Dürre in Ländern anderer Kontinente, die Stürme, die ganze Städte verwüsten. Da müssen wir uns heute fragen: Wie lange wollen wir noch versuchen, die Natur zu beherrschen?
Die Antwort liegt in Anbetracht der Bilder, die uns im Kopf sind, auf der Hand: Wir sind nicht die Herrscher über die Natur! Ganz im Gegenteil! Wir müssen endlich lernen, ihr den nötigen Respekt entgegenzubringen! Verstehen Sie mich richtig! Ich will hier kein Weltuntergangsszenario zeichnen. Selbstverständlich will ich, so wie Sie alle, dass wir alles daran setzen, um Schutzmaßnahmen gegenüber Naturkatastrophen zu treffen.
Aber wir, ich meine damit uns alle, wir müssen wieder lernen, Demut an den Tag zu legen. Demut gegenüber der Natur, dem Umfeld, dem Nachbarn. Das wollen wir aus diesen Tagen mitnehmen. Was wir aber noch als Lehre aus den Geschehnissen der letzten Wochen ziehen sollen: Den Optimismus zu behalten und daraus Kraft zu schöpfen! Denn auch das hat mich in den letzten Tagen und Wochen ungemein beeindruckt:
Die Selbstverständlichkeit der Korneuburgerinnen und Korneuburger, Hilfe zu leisten.
Sei es als unermüdliche Einsatzkraft während der Flut.
Sei es als aufopfernde Reinigungskraft nach der Flut.
Sei es als großzügige Hilfskraft für Korneuburg.
Darauf kann man wirklich aufbauen - auf die Gewissheit, dass wir großartig aufgestellt sind, wenn es eng wird, wenn es drauf ankommt. So werden diese dramatischen Tage gewiss einen Platz in den Geschichtsbüchern der Stadt finden. Es war ein Jahrhundert Hochwasser.
Es ist Schaden entstanden, den man aber letztlich wieder reparieren kann. Wir danken Gott, dass kein Mensch zu Schaden gekommen ist. Das wäre irreparabel. Es ist im Zuge dieser Ereignisse ein Zusammenhalt entstanden, der stärker sein kann als alle Dämme. Das hat mich wirklich bewegt. Das macht mich stolz auf unser Korneuburg.
In diesem Sinne einen erholsamen Urlaub, schönen Sommer in Korneuburg,
Ihr Christian Gepp