Bucheinbände

BUCHEINBÄNDE

Die Fülle der Archivbestände birgt neben langen und gleichförmigen Reihen von Geschäftsbüchern verschiedenster Art, wie sie eben aus der Wirksamkeit der diversen Sektoren der Stadtverwaltung erwachsen sind, die aber auch den Versuch illustrieren, ein wenig Schmuck, Geschmack und Verzierung in den täglichen Ablauf des Geschäftsganges zu bringen. Einige wollen wir ihnen gerne vorstellen. Es soll eine Vorstellung vermitteln, welche Vielfalt in der Gestaltung und Verwendung sich schon an der äußeren Hülle eines mittelalterlichen oder frühneuzeitlichen Buches ablesen lassen.


KETTENBÄNDE 

Handschriften aus der Korneuburger Kirchenbibliothek

Nach diesen erhaltenen Resten zu schließen, muss die Pfarre zum Hl. Ägydius in Korneuburg im Mittelalter eine recht ansehnliche Bibliothek besessen haben. Neben den für die Feier des Gottesdienstes nötigen Büchern, wie sie jede Kirche besaß, gab es hier auch theologische und kanonistische Werke.

Sehr interessant sind sie dadurch, dass sie teilweise noch die Ketten tragen, mit denen im Mittelalter wertvolle Bücher an den Pulten befestigt waren, um Diebstähle zu verhindern und vor dem Herabfallen zu bewahren.  Dies beweist, dass die Korneuburger Pfarrbibliothek öffentlich zugänglich gewesen sein muss.

Wesentlich für die Anbringung dieser Sicherung war die Art der Verwahrung der Bücher:

  • Bei stehend aufbewahrten Büchern wurden die Haken für die Ketten an der Oberkante der Bücherdeckel angebracht
  • Bei liegend verwahrten (wie den hier gezeigten) an der Unterkante angenietet.

Das andere Ende der Kette lief mittels eines Ringes entlang einer Stange, sodass immer genügend Spiel- und Bewegungsraum bei der Benützung des Buches gegeben war.

In den meisten Fällen sind an den Büchern nur mehr Teile der Beschläge oder der Kette erhalten geblieben.

Hs. 3/1758
Ledereinband, 15. Jahrhundert
Inhalt: Fastenpredigten
Die Handschrift ist in dunkelbraunes Leder gebunden, das mit Streicheisenlinien und Blindstempelverzierung geschmückt ist. Der Einband entstand etwa im zweiten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts in Wien oder Niederösterreich.


3/1758


Hs 3/1760
Ledereinband, Mitte des 15. Jahrhunderts
Inhalt: Thomas Ebendorfer, Predigten über die Episteln er Heiligenfesten
Der Einband entstand zwischen 1455 und 1462; es ist ein mittels Blinddruck und Blindlinien verzierter und für Wien typischer Einband in dieser Zeit. Frühere Deckelbeschläge sind nicht mehr vorhanden.


Hs. 3/1753
Ledereinband, 15. Jahrhundert
Inhalt: Bibel
Diese Handschrift hat einen Ledereinband aus der Zeit der Mitte bis drittes Viertel des 15. Jahrhunderts. Er ist mit Blindstempeln und Streicheisenlinien verziert. Frühere Beschläge sind entfernt, es sind nur mehr deren Befestigungsstifte erhalten. Vollständige erhalten sind jedoch die Kettenbefestigung und die Eisenkette an der Unterkante des Vorderdeckels.


eine Holzkiste mit einer Schere daneben


Hs. 3/1752
Ledereinband, etwa 1400
Inhalt: Guilelmus Durandus, Rationale divinorum officiorum
Der braune Ledereinband stammt aus der Zeit um etwa 1400 und ist mit Blindlinien und Blindstempeln verziert. Die an der Unterkante des hinteren Deckelsangebrachte Kette ist erhalten.

3/1752


HALBBÄNDE

Sie sind ein Beispiel dafür, dass man trotz aller Sparsamkeit bei dem für den Einband aufgewendeten Material doch nicht auf ein Mindestmaß an Dekoration verzichten wollte.

Hs. 3/267
Lederhalbband, 16. Jahrhundert
Inhalt: Stadtbuch (1499-1514)
Der Einband ist ein Halbband des beginnenden 16. Jahrhunderts. Der Lederbezug bedeckt nicht die ganze Breite des Buchdeckels, sondern reicht sowohl auf der Vorder-als auch auf der Rückseite nur bis zur Hälfte des Deckels: der Rest ist freies Holz, auf dem zwei Messingplättchen zum Einhaken der Schließen befestigt sind. Der Lederteil ist mit Blindlinien und Blindstempeln verziert.


3/267


Hs. 3/268
Lederhalbband, 15. Jahrhundert
Inhalt: Stadtbuch (1440)

Der Einband ist ein Halbband aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, der in seiner Bindetechnik der Hs. 3/267 gleicht. Auch hier sind auf dem Leder bescheidene Verzierungen angebracht. Auf dem Vorderdeckel ist ein Messingplättchen für eine Schließe zu sehen.
Die Schließe ist auf dem Hinterdeckel befestigt.


3/268


KETTENSTICH- UND LANGSTICHBÄNDE

Diese Bezeichnung erfolgt auf Grund der besonderen Art ihrer Heftungstechnik, die auf dem Rücken der Handschrift außerdem Gelegenheit zu einer dekorativen Gestaltung bot.

Ihrem Verwendungszweck nach sollten sie leichter und bequemer zu bewegen und zu handhaben sein als die schweren Holzdeckelbücher der Bibliotheken oder die Bände einer späteren anderen Verwaltungspraxis. Diese „Koperte“ stellen eine leichte, und wie ihre lange Erhaltung belegt, nur scheinbar behelfsmäßige Einbandart dar, die seit dem 14. Jahrhundert verwendet und bis in das 15. Jahrhundert beibehalten wurde.

Wie die erhaltenen Exemplare solcher Pergamenthüllenbände zeigen, dienten sie fast ausschließlich für handschriftliche Gebrauchsaufzeichnungen des täglichen Rechts-, Verwaltungs- und Rechnungslebens und finden sich daher auch vornehmlich in Archiven.


Hs. 3/225

eine Waffe und eine Kiste

Hs. 3/223

ein Modell eines Schiffes

Hs. 3/160

ein Stein mit Schrift darauf

Hs. 3/222

3/222

Hs. 3/159

3/159

Hs. 3/226

3/226



PERGAMENTFRAGEMENTE FÜR EINBÄNDE

Zwei Einbände des 16. und 18. Jahrhunderts, von denen einer die häufig vorkommende „Wiederverwertung“ von Pergamentfragmenten für Einbände zeigt, während der Zweite als Beispiel für einfache, trotzdem aber durchaus geschmackvolle Einbandgestaltung in Archiven und Bibliotheken des 18. Jahrhunderts dienen kann


Pergamentband


Pergamentband